Sonnenaufgang

Rehe / Kitzrettung

Vielleicht haben Sie ja auch schon in der Presse oder auch direkt bei uns im Revier darüber gehört? Da uns immer wieder viele Fragen dazu gestellt werden, versuchen wir Ihnen hier ein Bild zu vermitteln, worum es dabei eigentlich geht.

Im Mai und Juni findet (je nach Wetter) der erste Grünschnitt statt. Hierbei werden die Wiesen gemäht, um hochwertiges Futter für Nutz- und Haustiere zu gewinnen. Das gemähte Gras wird dann entweder zu Heu getrocknet oder zu besonders gut verdaulicher Silage fermentiert (ähnlich wie sie das z. B. vom Sauerkraut kennen).

Unglücklicherweise fällt der erste Grünschnitt meistens genau in den Zeitraum, in dem viele Tiere ihren Nachwuchs zur Welt bringen und dafür gerne das hohe Gras als Versteck und die Wildkräuter als Äsung nutzen. Rehe legen also ihre Kitze auf den Wiesen ab, auch Junghasen und viele Wiesenbrüter nutzen das hohe Gras als Brutplatz, Versteck und Kinderstube.
Leider flüchten die jungen Wildtiere nicht, wenn nun gemäht wird. Entweder, weil sie noch keinen Fluchtinstinkt besitzen und es zu Ihrer Überlebensstrategie gehört, sich möglichst bewegungslos zu verstecken, oder im hohen Bewuchs schlichtweg aufgrund ihrer Körpergröße nicht schnell genug flüchten können (Eier in Gelegen flüchten natürlich grundsätzlich nicht 🙂 ).

Hier kommen wir Jäger in Spiel.

Gemeinsam mit den Landwirten versuchen wir den jungen Wildtieren grausame Verletzungen oder den Tod durch das Mähwerk zu ersparen. Die Landwirte informieren uns über die Mahdtermine und bringen sogenannte Wildretter an ihren Mähwerken an. Das sind kleine Lautsprecher, die die Tiere, die bereits flüchten können, rechtzeitig aufscheuchen sollen.

Wir stellen auf den Flächen vorher Scheuchen auf, bestückt mit alten Stofffetzen, Hemden oder Plastiktüten. Diese werden mit abschreckenden Duftstoffen versehen und an besonders gefährdeten Stellen auch mit Wildrettern. Wir wissen natürlich, dass das laute Piepen ganz schön nervig für Sie sein kann, bitten aber um Verständnis dafür. Diese Scheuchen stehen normalerweise nur 1-2 Tage vor der Mahd auf den Flächen und helfen dabei, dass die Tiere rechtzeitig die Gefahrenzone verlassen können. So können die Ricken ihre Kitze in der Nacht von der Wiese führen und fallen nicht dem Mähwerk zum Opfer.

Bitte lassen Sie diese Scheuchen also stehen, schalten Sie nicht aus oder nehmen Sie mit. Sollten Sie eine unserer Scheuchen irgendwo „entsorgt“ auffinden, kontaktieren Sie uns bitte. An allen Scheuchen ist eine Telefonnummer angebracht.
Vielen Dank!

Kurz vor der Mahd suchen wir die Wiesen dann mit ausgebildeten und geprüften Jagdhunden ab und bringen evtl. gefundene Kitze in Sicherheit. Gerade in Dorfnähe lassen sich die Ricken nicht so einfach von etwas Gestank und flatternden Tüten beeindrucken, hier sind die Rehe an die Unruhe gewöhnt.

Die Kitze werden hierbei in Wäschekörben oder Kartons mit Luftlöchern im Schatten „eingesperrt“, bis die Wiese gemäht ist. Anschließend entlassen wir die Kitze in die Freiheit und die Ricke holt sie schon kurz darauf ab.

Da es hier immer wieder Missverständnisse gibt:
Bitte nähern Sie sich nicht den Körben, es ist wichtig, die Kitze so gut es geht frei von menschlicher Witterung zu halten, da sie sonst von der Ricke vielleicht nicht mehr angenommen werden.
Es ist völlig normal, dass Ricke und Kitz für einige Stunden voneinander getrennt sind, es schadet den Kitzen nicht.
Entfernen Sie auf gar keinen Fall den Korb, auch wenn Sie den Eindruck haben, dass die Fläche bereits gemäht wurde. Vielleicht ist der Landwirt noch nicht mit der Bearbeitung fertig (z. B. Wenden oder Schwaden), wir sind in der Nähe und kümmern uns darum. Ein zu frühes Freilassen bedeutet den sicheren Tod für die Kitze.

Und was ist mit Drohnen?

Auch Drohnen mit Wärmebildkamera lassen sich zur Kitzsuche einsetzten. Hierbei überfliegen wir die Felder meist in den sehr frühen Morgenstunden, da dann der Temperaturunterschied zwischen Wiese und Kitz noch am größten ist. Schon am Vormittag (besonders, wenn es warm ist), lassen sich Tiere aufgrund des fehlenden Temperaturunterschiedes kaum mehr erkennen.
Auch Hasen und Gelege lassen sich so manchmal finden und retten. Gelege können markiert werden, damit der Landwirt die Stelle umfahren kann und im Notfall auch künstlich ausgebrütet werden.

Die Technik ist jedoch nur eine Ergänzung zur Vergrämung mit Wildscheuchen. Denn ein Drohneneinsatz braucht zeitliche Vorbereitung und einige fleißige Helfer. So braucht es neben dem Piloten auch einen Beobachter, der auf dem Kamerabild nach den Wärmesignaturen sucht. Ist dann ein Kitz im Wärmebild gefunden, braucht es 1-2 Helfer, die sich per Funk zu der Stelle lotsen lassen und das Kitz einsammeln können. Da die Mahdtermine sehr wetterabhängig sind, gibt es oft nicht viel Vorlauf, um für uns entsprechende Urlaubstage einzuplanen, manchmal ist es einfach nicht möglich.

Kann ich selber helfen?

Ja, und das sogar ganz einfach und ohne Aufwand!
Bitte nehmen Sie in dieser kritischen Zeit einfach etwas Rücksicht auf die Bedürfnisse der Wildtiere.

  • Die Wiesen sind Wohn-, Kinder- und Esszimmer der Wildtiere. Bleiben Sie besonders in der Brut- und Setzzeit auf den Wegen. Es gibt ein paar schöne Rastplätze auf dem Heimelberg, an denen sich neben Sitzgelegenheiten auch Mülleimer und Tische befinden. Perfekt für eine Pause und um Tiere von dort aus zu beobachten.
  • Halten Sie sich bitte an die Anleinpflicht!
    Kitze, Junghasen und Gelege befinden sich oft unmittelbar an den Wegrändern. Selbst wenn Bello nicht zubeißt, können die Jungtiere zu schaden kommen. Gelege kühlen aus, Ricken verstoßen Kitze, die nach Hund riechen und leider gibt es auch jedes Jahr wieder ein: Das hat der aber noch nie gemacht….glauben Sie uns, ein schwer verletztes Rehkitz erlösen zu müssen, ist eine der traurigsten Aufgaben eines Jägers!
  • Wir verstehen es sehr gut, dass gerade die Kitze ein tolles Fotomotiv abgeben und auch, dass die neue Fotoausrüstung ausgeführt werden will. Aber bitte: bleiben Sie auf den Wegen.
    Sich im hohen Gras auf der Jagd nach dem perfekten Foto zu verstecken, bringt Ihnen nicht nur viele Zecken, es gefährdet auch das Wild. Jedes Jahr gibt es einige Wildunfälle, weil Rehe unkontrolliert über die Straßen flüchten. Bitte bedenken Sie auch, dass tragende Ricken kurz vor dem Setztermin nicht viel Stress vertragen und all ihre Energie für die Geburt der Kitze und deren Aufzucht benötigen. Egal wie geschickt Sie sich anstellen, sie werden immer bemerkt, spätestens an der hinterlassenen Duftwolke…

Vielen Dank!


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